Eine Bedarfsanalyse wird immer am Anfang eines Projektes erstellt und ist der wichtigste Bestandteil um das Projekt erfolgreich zu gestalten. Erst durch die Bedarfsanalyse wird klar welchen Bildungsbedarf der Content abdecken soll um einerseits den Bedürfnissen des Unternehmens gerecht zu werden und andererseits, noch wesentlicher, den Bedürfnissen unsere Lernenden gerecht zu werden. Bei der Bedarfsanalyse geht es nicht allein um die Zielgruppendefinition. Es geht vielmehr um den gesamten Rahmen in dem sich unser Lernprojekt bewegen soll.
Daher müssen wir uns in erster Linie fragen wie das Lernkonzept ausgerichtet sein soll und wer im Zentrum steht. Ist es der zu vermittelnde Lernstoff, sind es Unternehmensziele oder sind es die Lernenden selbst die im Fokus stehen sollten? Wie bereits im Blogeintrag zu den neuen Lernformen beschrieben rückt der/die Lernende immer mehr in den Fokus. Um Lernen erfolgreich und voll allem nachhaltig zu gestalten müssen sich Lernkonzepte im 21.Jahrundert neu orientieren. Hier verlangt es eine lernendenzentrierte Konzeptentwicklung, die Selbststeuerung und Selbstverantwortung mit sich bringt (1). Daher muss eingangs in der Bedarfsanalyse abgesteckt werden welche Ausrichtung das Projekt haben soll.
Durch die Erarbeitung eines detaillierten Projektzieles kann das Konzept weiter konkretisiert werden. Die Frage nach dem Wirkungsgrad des Trainings spielt hier eine wesentliche Rolle. Je nach Wirkungsgrad sind unterschiedliche konzeptionelle Maßnahmen zu treffen. Eine reine Wissensvermittlung erfordert andere Konzeptzusammenstellungen als die Transformation von Wissen in eigenes Handeln (2). Die Toyota-Methode kann hier eine hilfreiche Methode sein um tiefer in die Materie einzutauchen und den wahren Kern der Ausgangslage zu erkennen um daraus Ziele abzuleiten (3). Die Benennung und Bewertung aller Stakeholder im Rahmen einer groß angelegten Stakeholder Analyse stellen eine zwingende Notwendigkeit dar. Ein Projekt kann nur dann erfolgreich geführt werden, wenn alle Stakeholder in den Planungsprozess eingebunden wurden und jede/r das gleiche Bild der Zielsetzung vor Augen hat (4). Wenn wir ein Konzept für Lernende gestalten und dies auch lerner:innenzentriert ausrichten, ist eine genaue Zielgruppenanalyse unumgänglich. Erst dadurch wird ein klares Bild über Bedürfnisse, Emotionen und Erwartungen der Lernenden möglich und ortet die Anforderungen an ein Lernkonzept. Wir müssen begreifen, dass wir mit unseren Lernenden über ihre Erwartungen und Bedürfnisse in Bezug auf Lernen sprechen müssen. Wir müssen sie befragen und uns intensiv mit ihnen auseinandersetzen. Genau genommen müssen wir als Erwachsenenpädagog:innen unsere Lernenden als Kund:innen sehen, deren Bedürfnisse wir gleich beleuchten müssen wie Marketingberater Kund:innen beleuchtet um ein Produkt zu verkaufen. Maßgeschneiderte Konzepte erfordern eine genaue Analyse. Andernfalls wäre jede Konzeptionierung ein Schuss ins Leere, in der Hoffnung eines Treffers.
Die Rahmenbedingungen in denen sich das Projekt bewegt entscheiden welche Methoden eingesetzt werden können, welches Budget und welcher zeitliche Rahmen zur Verfügung steht, als auch welche Ressourcen und Richtlinien zu beachten sind (2). Die Überlegung des richtigen Lernformates verzahnt die einzelnen Analysen. Der Wirkungsgrad erfordert unterschiedliche Lernkonzepte, die durch ein gut durchdachtes Blended-Learning Konzept realisierbar sind. Dies setzt wiederrum eine Methodenvielfalt voraus, die gekonnt eingesetzt werden muss um bis hin zu einem Transferlernen erfolgreich sein kann. Die Methodenwahl hängt jedoch wiederum mit den Rahmenbedingungen und auch der Zielgruppe zusammen. Die Erwachsenenbildung muss sich fragen welche Methoden zielgerichtet sind und ausreichen um den Wirkungsgrad zu erreichen. Nicht die Möglichkeiten der Methoden, sondern die Notwendigkeit bestimmen die Auswahl. Auch wenn Virtuell Reality eine gute Anwendungsmethode darstellt, ein neues Format darstellt und attraktiv wirkt, muss sie nicht immer notwendig sein. Auch hier muss die Zielgruppe mit ihren Lernzielen im Fokus stehen. Die Lernmethode muss möglichst Zielgruppennahe sein und nicht überfordernd wirken. Auch die Lernziele spielen hier eine wesentliche Rolle. Das Definieren der Lernziele ist ein wesentlicher Bestandteil der Bedarfsanalyse und baut auf die gesamte Vorarbeit der Bedarfsanalyse auf. Hier fließen alle Ergebnisse des Projektzieles, der Stakeholder Analyse und der Ausrichtung des Projektes mit ein. In erster Linie gilt es hier grobe Lernziele zu definieren, die im Anschluss der Konzeptentwicklung verfeinert werden (2). Aufbauend auf dieses Gerüst kann mit der Konzeptionierung des Lernkonzeptes begonnen werden.
Eine genaue Bedarfsanalyse ist der Schlüssel jedes gewinnbringenden Trainingsprojektes. Kennt man die Rahmenbedingungen, hat die Stakeholder in dasselbe Boot geholt, ist bestens informiert über die Zielgruppe und hat alle Lernziele genauestens definiert, steht einer Konzeptionierung nichts mehr im Weg. Eine Bedarfsanalyse ist wie das Fundament eines Hauses. Ist das Fundament gut ausgeführt und an die Bedingungen des Geländes angepasst bietet es die besten Voraussetzungen um das geplante Haus in Folge tragen zu können. Bröckelt es hingegen, ist die Standhaftigkeit nicht gewährleistet.
Literatur:
- Longmuß, J. (Hergs.) (2021): Agiles Lernen in Unternehmen. (1. Auflage). Springer. Heidelberg.
- Hentrey, H. (Hersg.) (2019): Die Blended-Learning Fibel. (1. Auflage). eLearning Manufaktur. Düsseldorf.
- Gersbach, I.; Gesbach, P. (2016): DT08: Die 5 Warum-Methode [Audiopodcast]. In: https://gerstbach.at/podcast/dt08-die-5-warum-methode/
- Husak, Christian (2020): Grundlagen des Projektmanagements – agiles Projektmanagement. In: Change agil gestalten (organisationsdynamik.net).