Warum brauchen wir überhaupt ein Konzept?
Um ein professionelles Training in Unternehmen zu erstellen bedarf es einer gut überlegten Planung und einem durchdachten Konzept, das einen roten Faden durch den Lerninhalt zieht. Ein gutes Konzept ermöglicht es uns die Lernziele nachhaltig zu erreichen und gleichzeitig die Motivation der Lernenden zu fördern. Mit Spaß lernt es sich nicht nur leichter, sondern auch nachhaltiger!
Was ist ausschlaggebend für ein gutes Konzept?
Das Fundament bildet dabei eine gut durchgeführte Bedarfsanalyse. Wie genau eine Bedarfsanalyse aussieht, habe ich in einem vergangen Blogbeitrag bereits skizziert. Umso konkreter die Bedarfsanalyse ausgearbeitet wurde, umso zielgerichteter kann an der Konzeptausarbeitung gefeilt werden. Wir müssen uns dabei auch die Rahmenbedingungen ansehen. Wieviel Zeit steht den Lernenden zur Verfügung und welche technischen und räumlichen Voraussetzungen sind gegeben? Stimmen diese mit den Lernzielen überein und sind sie überhaupt so umsetzbar?
Stimmen diese mit den Lernzielen überein und sind sie überhaupt so umsetzbar? In meiner beruflichen Praxis sehe ich gerade bei dieser Frage oft das Scheitern des gesamten Projektes in seiner eigentlichen Idee. Ein eLearning alleine wird keinen Meister vom Himmel fallen lassen. Für die Ausbildung eines Fachpersonals, egal in welcher Branche, bedarf es eines ausgeklügelten, überlegten Konzepts, dessen Hauptteil sich auf Erfahrungslernen beziehen muss.
Aus den definierten Lernzielen lassen sich die Eckpfeiler des Lerninhaltes ableiten. Diese werden anschließend strukturiert und so geordnet, dass am Schluss ein roter Faden entsteht. Feinlernziele werden ergänzt. Die Kunst besteht hierbei in der didaktischen Reduktion auf die wesentlichsten Lerninhalte, die vermittelt werden sollen.
Didaktische Reduktion
80% des Erlernten wird vergessen, wenn es nicht unmittelbar nach der Schulung Anwendung erfährt. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig KISS (Keep it short and simple) anzuwenden und die wesentlichen Inhalte herauszuarbeiten. Mit Blick auf das Lernziel wird hinterfragt welcher Inhalt wirklich relevant ist um diese zu erreichen und welcher eine optionale Ergänzung darstellt.
Länge der Einheit
Eine wichtige Grundlage ist unter anderem die 90/20/8 Regel. Ein erwachsener Mensch bringt eine Aufmerksamkeitsspanne von 90 Minuten mit, wobei nach 20 Minuten die Konzentration nachlässt. Alle 8 Minuten sollten die Lernenden aktiv eingebunden werden um die Konzentration zu halten. Diese Tatsache spricht für ein gut ausgearbeitetes Konzept, dessen Lerninhalte gut durchdacht, in kurzer Zeit, in einer schönen Verpackung an Lernende übergeben werden können. Microlearning ist aus diesem Grund im Moment in aller Munde. Doch egal ob es sich um einen Seminartag oder eine Mircolearning-Einheit am Smartphone handelt – ohne Konzept und eine didaktische Reduktion auf das Wesentliche, kann nachhaltiges Lernen nicht garantiert werden.
Lernklassifizierung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage nach der Klassifizierung des Lernzieles.
Was sollen die Lernenden am Ende mit dem Lerninhalt machen?
Sollen sie ihn nur Wissen?
Sollen sie ihn umsetzen können?
Oder sollen sie ihn auch transformieren in zukünftige Handlungen?
Dabei kann das Bloom’sche Taxometer helfen. Es klassieret in unterschiedlichen Ebenen den Output der erzeugt werden soll.

Lernmethodendefinition
Je nach Klassifizierung sind hier unterschiedliche Lernmethoden anzuwenden, als auch unterschiedliche Konzepte auszuarbeiten. Auch der Bildungsinnovator bietet hierzu eine gute Grundlage wie Konzepte erstellt werden können, um die Lernziele auf die entsprechende Ebene zu heben. Die Ebene entscheidet maßgebend über die eingesetzten Lernmethoden und die Länge des Trainings. Ein reines eLearning wird am Ende nur schwer Lerninhalte so transformieren können, dass Lernende am Ende das Wissen automatisch in das eigene Handeln integrieren. Dazu benötigt es ein ausgeklügeltes Blended Learning Konzept, dass sich mit den unterschiedlichen Ebenen auseinandersetzt und hier gezielt auf Lernende eingeht.
Vorerfahrungen
Um die Lernenden gleich zu Beginn des Trainings abzuholen und sie auf ein Wissenslevel zu bringen ist es entscheidend hier das Vorwissen miteinzubeziehen. Dies gilt vor allem für allgemeine Trainings, die Softskills ausbauen sollen. Hier ist meist individuelles Wissen vorhanden, weshalb die Lernenden mit unterschiedlichen Ausgangslagen in das Training starten. Eine Abfrage des Vorwissens und der Einbezug dieser ist hier zwingend in das Konzept einzubeziehen um nachhaltige Outputs zu erzielen.
Individualisierung
Die Personalisierung des Lerninhaltes wird in Zukunft immer wichtiger um gezielt auf Nachfragen reagieren zu können. In Zukunft werden wir auf alltägliche berufliche Fragen mit dem Erlernen neuer Inhalte antworten. Daher wird der Lernstoff individueller und zielgerichteter für Lernende aufbereitet werden müssen.
Doch wie schafft man es einen konkreten Lerninhalt in ein Konzept zu packen?
Nach einer ausführlichen Bedarfsanalyse ist es wichtig einen Überblick über den gesamten Lerninhalt zu erhalten. Design Thinking liefert hierzu gute Ansätze um ein Lernprojekt von Beginn an so zu planen, dass es agil und somit veränderbar und anpassungsfähig ist. Der Ansatz des Design Thinkings hilft uns bereits bei der Bedarfsanalyse. Da Design Thinking aus dem Produktbereich kommt, ist es speziell dafür ausgelegt sich an den Kundenwünschen zu orientieren. Auch Lernende sind Kunden und das Prinzip deshalb auch hier leicht adaptiert anwendbar. Die Änderung des Blickfeldes aus jeweiliger Stakeholder-Perspektive ist wesentlich für die Erstellung einer guten Bedarfsanalyse. Durch die Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und mit den Lernenden selbst, erhält man einen guten Überblick. Die grobe Lernzieldefinition ist hier ein guter Anhaltspunkt. Sind die Eckpfeiler des Lerninhaltes erst einmal gesetzt, kann mit der didaktischen Reduktion begonnen werden. Nicht jeder Inhalt ist erforderlich und es ist wichtig sich genau zu überlegen, welche Lernziele genau erreicht werden wollen. Feinlernziele helfen dabei die großen Eckpfeiler mit darunterliegenden Lerninhalten zu füllen und sich auf die wesentlichen Inhalte zu konzentrieren.
Ich selbst arbeite sehr haptisch und benutze dazu bunte Lernkarten und eine Pinnwand. Für mich ist es wichtig mich zuerst intensiv mit dem Lerninhalt auseinanderzusetzen. Im Rahmen meiner Recherche spreche ich nicht nur mit den Lernenden, ich begleite sie in ihren Lernsettings. Um Beispielsweise Produktschulungen zu konzipieren ist es wichtig sich davor intensiv mit dem Produkt und seiner Funktionsweise auseinanderzusetzen. Dabei können Gespräche mit unterschiedlichsten Fachleuten wichtig sein. Nachdem ich mit Hilfe der Lernkarten einen roten Faden über den Lerninhalt gelegt habe, erarbeite ich mir die Feinlernziele und überlege mir welche Lernklassifizierung erreicht werden soll. Daraus ergeben sich unterschiedliche Lernmethoden, die wiederrum über die einzelnen Eckpfeiler gezogen werden können. Das gilt für jedes kleine Training, als auch für große Blended Learning Konzepte. Am Ende entsteht eine Lernmappe, die mich alle Stationen, Lernmethoden und Lernziele überblicken lässt. Mit diesem Prototypen besuche ich erneut alle Stakeholder und hole mir Feedback ein. Nach einigen Loops entsteht hier nach und nach ein fertiges Konzept, dass anschließend in die Planung gehen kann. Eine Grundvoraussetzung ist die Agilität, die es zulässt den Prototypen zu verändern. Starre Strukturen hindern daran sich auf neue Gegebenheiten einzulassen. Da wir jedoch in einer flexiblen Welt leben ist eine gewisse Agilität im Projektmanagement erforderlich um offen für neue Technologien und Möglichkeiten zu bleiben.
Steht das Konzept, geht es weiter mit der Planung. Da Design Thinking sich jedoch als agiles Mindset versteht, kann sich im Laufe der Planung eine neue Erkenntnis ergeben, die mittels Loop eine Korrektur in der Konzeptionierung erfordert.