Auch dieses Jahr findet unter dem Titel “MeinZiel23” eine selbstorganisierte Lernreise der Corporate Learning Community statt. Ziel ist es, der Community und ihren Mitgliedern eine gemeinsame Lernreise zu ermöglichen, in dem individuelle Lernziele gesteckt werden, um im Peer-Learning an diesen zu arbeiten. So entstehen im Projektzeitzeitraum von drei Monaten viele verschiedene Lernerfahrungen und reger Austausch, der wiederum an die gesamte Community, das aufgebaute Ecosystem, weitergetragen werden kann. Die Lernziele werden im Rahmen des Projektes mittels OKR’s definiert und abgearbeitet.
Was sind OKR’s?
Der Ursprung der OKRs geht auf den Wiener Professor Peter Drucker zurück (vgl. Duerr 2018, S. 49). Drucker wollte Unternehmen schaffen, die den Mitarbeiterinnen nicht nur als Arbeitgeber dienen, sondern als gemeinsamen Ort des Schaffens anerkennen. Dabei sind OKRs eine „Management Methode, die dabei hilft sicherzustellen, alle Aktivitäten auf die gleichen, wichtigsten Ziele innerhalb der gesamten Organisation zu fokussieren.“ (Doerr 2018, S. 27f.). Zusammengefasst ist es eine Methode, um Ziele in einer Organisation zu setzen, die das große Ganze im Blick behalten und nicht top down organisiert ist, sondern partizipativ handelt.
Diese Zielsetzungsmethode kann jedoch nicht nur für die Zielsetzung und Strategiefindung in Organisationen genutzt werden, sondern auch bei der Planung von Lernzielen helfen. Nicht zuletzt deshalb, weil das große Ganze im Blickfeld bleibt und durch kleine Schritte zerlegt werden kann, um die Struktur zu bewahren und sich nicht zu verlieren.
Wie starte ich meine Zielsetzung mittels OKR’s?
Bevor wir unsere Lernziele mittelts OKR’s aufplanen, benötigen wir einen Veränderungswunsch. Ohne konkreten Veränderungswunsch, kein konkretes Ergebnis. Hier ist bewusst die Rede von “Veränderungswunsch”, nicht von Lernziel”. Um etwas zu Lernen, müssen wir uns daher bewusst werden, welche Veränderung wir uns herbeiwünschen. Wir müssen beginnen, uns diese genau herauszufiltern, indem wir unsere eigenen Kompetenzen analysieren und uns überlegen, welche Kompetenzen wir zukünftig benötigen. Daraus leiten wir Lernziele ab, definieren den erwünschten Lerneffekt und planen unsere Lernreise (vgl. Müller 2022, S. 155f.). Lernziele sind besonders dann erfolgreich, wenn sie durch folgende Faktoren begleitet werden:
Lernziele, die im Rahmen fehlender Kompetenzen in herausfordernden Situationen im Arbeitsalltag gesetzt werden, sind tragkräftiger. Wir sehen die Notwendigkeit. Eine hohe Selbstwirksamkeit wird erzielt, wenn wir Ziele setzen, an die wir selbst glauben, um eine Doppelbelastung zu vermeiden.
Geeignete Lernziele müssen aus einer intrinsischen Motivation heraus formuliert sein. Nur wenn die Lernenden selbst Interesse daran haben das Ziel zu erreichen, ist ein Lernerfolg und insbesondere ein nachhaltiger Lerntransfer möglich. Ziele sollten nicht an Belohnung gekoppelt werden. Die Motivation wird sonst eine andere.
Lernzeit und Lernraum sind entscheidend um Lernzielen überhaupt einen Rahmen geben zu können. Die formulierten Ziele sollten im Alltag neben dem allgemeinen Geschäft bewältigbar sein. Eine Überförderung ist sonst vorprogrammiert. Diese Überforderung führt wiederum zu schlechten Erfahrungen, die bei neuerlicher Lernzielverfolgung hemmend auf das Lernende Individuum wirken können.
Auch die Erarbeitung im Team ist wichtig, um die Selbstbestimmung aufrechtzuhalten. Wenn eine ganze Gruppe bzw. ein ganzes Team einen Need verspürt und sich Lernziele setzt, hat dies positiven Einfluss auf die Motivation und die Verfolgung von Lernzielen. Einzelkämpfer müssen ihre intrinsische Motivation aus eigenen Ressourcen schöpfen.
Duerr beschreibt es als “Big Hairy Audacious Goal”. Der Begriff wurde von Jim Collins in „Der Weg zu den Besten“ geprägt und von Duerr folgend definiert. „Ein BHAG ist ein gewaltiges und beängstigendes Ziel, wie ein hoher Berg, den man besteigen soll. Es ist klar, überzeugend, und die Leute „begreifen“ es auf Anhieb. Ein BHAG dient als verbindliches Zentrum der Bemühungen, das Mitarbeiter wachrüttelt und einen Teamgeist schafft, während die Leute gemeinsam auf die Ziellinie zustreben. Wie die NASA-Mondmission 130in den 1960er-Jahren auch, regt ein BHAG die Fantasie an und reißt die Mitarbeiter mit.“ (Duerr 2018, S. 190f.).
Haben wir unseren Veränderungswunsch erkannt, gilt es, das Objective auszuformulieren.
Das O in OKR - Die richtige Zielsetzung finden
Das Objective definiert die gewünschte Veränderung. Wenn wir das auf unsere Lernzielformulierung ummünzen, bedeutet dies, dass wir uns überlegen müssen, was sich verändern soll bzw. was wir erreichen wollen.
- Objectives sind qualitativ und dadurch nicht in Zahlen ausdrückbar.
- Sie sind ergebnisorientiert und beschreiben den Nutzen, also die Veränderung. Sie beschreiben aber nicht die Abarbeitung eines Tasks. Es geht um die Wirkung des Zieles.
- Objectives sind richtungsweisend und abgestimmt auf das Gesamtbild (einer Organisation, auf die eigene Karriere – je nach Kontext in dem Ziele gesetzt werden).
- Der Veränderungszustand muss ambitioniert sein. Er soll somit herausfordern, aber nicht überfordern.
- Eine attraktive Formulierung ist kurz und knapp, jedoch genauso einprägsam und klar.
- Terminisierte Ziele, sind Ziele, die man nicht aus den Augen verliert. Daher ist es wichtig sich Deadlines zu setzen, die in den Alltag integrierbar sind.
Ist das Objective ausformuliert, überlegen wir und die Key Results.
Das K/R in OKR - Die Definition der Schlüsselerlebnisse
Während Objectives beschreiben, was sich verändern soll, beschreiben Key Results wie wir die Veränderung messen. Es geht um die Definition von Schlüsselerlebnissen, deren Erreichung das Objective immer im Blick haben (vgl. Doerr 2018, S. 28).
Um Key Results zu setzen, ist eine Zielsetzung nach SMART von Vorteil. Dadurch sind die Schlüsselereignisse im Vergleich zu dem formulierten Object messbar und können nachvollzogen werden. Smart bedeutet hierbei, Ziele sollen anhand folgender Kriterien formuliert werden:
S – spezifisch
M – messbar
A – attraktiv
R – realistisch
T – terminiert
Wir brauchen mehrere Key Results, um das Objective zu erreichen. Kontinuierliche Sprints sind wichtig, um den Ist-Stand zu erfragen. Es bietet sich hier an das Ziel in drei Unterziele zu gliedern. Werden diese „smart“ formuliert, sind die Key Results gefunden und können durch die Terminisierung gut eingetaktet werden. Weiters empfiehlt es sich das eigene Vorhaben öffentlich zu machen (im Mitarbeiter:innengespräch oder auch einen Blogbeitrag wie diesem hier). Dadurch wird der Druck und die Verbindlichkeit erhöht.

Meine OKRs für "MeinZiel23"
Nachdem ich letztes Jahr erfolgreich an meinem Personal Learning Management gearbeitet habe, habe ich mir dieses Jahr vorgenommen, mich erneut auf eine Lernreise zu begeben. Meine beruflichen Herausforderungen sehe ich insbesondere in der flexiblen Reaktion auf neue Gegebenheiten und in der individuellen Problemlösung und Ideenfindung bei speziellen Anforderungen an neue Lernprodukte. DesignThinking ist dabei eine gute Methode. Die Brainstormings und Feedbackloops könnten dabei jedoch effektiver gestaltet werden. Daher möchte ich die Effizienz durch den Einsatz von Liberating Structures in diesen Meetings und Workshops steigern.
Objective - Meetings im Unternehmen durch den Einsatz von Liberating Structures effizienter gestalten.
Key Result 1 - Ich kenne die Grundlagen der Liberating Structures
Key Result 2 - Ich nehme an 3 Meetup Sessions zu Liberating Structures teil, um die Herangehensweise in der Praxis zu erleben.
Key Result 3 - Ich plane ein Meeting mit dem passenden Methodenmix und führe dieses im April durch.
Wer mehr zu der Peer-Learning Reise erfahren möchte, ist jederzeit herzlich willkommen, findet unter diesem Link mehr Informationen.Literatur
Doerr, John (2018) : OKR Objectives key results. Wie Sie Ziele, auf die es wirklich ankommt, entwickeln, messen und umsetzen. Verlag Vahlen: München.
Müller, Michael (2022): Wissensmanagement klipp und klar, Springer Gabler: Heidelberg.